Meditativer Impuls März 2022

Sehnsucht nach Frieden und Freiheit – 

das Misereor-Hungertuch in der Galerie St. Klara der KJF und der Krieg in der Ukraine

Das Original des aktuellen Misereor-Hungertuches, kommt zu uns nach Regensburg in die Galerie St. Klara der KJF und kann dort von 17. März bis 7. April betrachtet werden. Bereits vor einem Jahr veröffentlichten wir zur Fastenzeit einen Impuls zu diesem Bild. Die aus Chile stammende Künstlerin Lilian Merono Sánchez schuf es zum Thema „Du stellst meine Füße auf weiten Raum – Die Kraft des Wandels". Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sehen wir es jetzt mit anderen Augen:

„Das MISEREOR-Hungertuch 2021 „Du stellst meine Füße auf weiten Raum" von Lilian Moreno Sánchez © MISEREOR"

Als Untergrund für das Triptychon wurden Betttücher aus einem Krankenhaus und vom Kloster Beuerberg bei München verwendet. Die Tücher rufen uns auf, sich solidarisch zu zeigen mit den Menschen, die in diesem Ukraine-Konflikt mit ihrem Zuhause auch ihre vertraute Umgebung verloren haben. Dabei denken wir an die über eine Million Menschen, die auf der Flucht sind und sich nach einer anstrengenden Reise ein sicheres Dach über dem Kopf und ein warmes Bett für einen ruhigen Schlaf wünschen. Ebenso sind unsere Gedanken und Gebete bei den Kindern, die jetzt in den Kellern der Kliniken versorgt werden sowie den Neugeborenen in den U-Bahn-Stationen und Bunkern.

Als Malvorlage für das Hungertuch diente ein Röntgenbild: Es ist ein zerbrochener Fuß eines Mannes, der für Menschenrechte demonstrierte und dabei verwundet wurde. Dieser Fuß steht auch als Sinnbild für alle Menschen, deren Füße aktuell nicht mehr tragen und weitergehen können, für alle Opfer von Unterdrückung, Hass und Krieg, für die zerbrochenen Familien, in denen die Alten daheim ausharren, während die jüngeren Männer an der Front kämpfen und die Mütter mit den kleinen Kindern das Land verlassen.

Das Grau wurde mit Straßenstaub aufgetragen. Dieses Grau steht auch für den Qualm und Rauch, der aus zerstörten Häusern, brennenden Autos und Kriegsmaschinen aufsteigt. Dazwischen sehen wir im Bild aber auch hellgelbe Flächen aus Leinöl und Pastellfarben. Das Öl steht für die heilsame Salbe, Balsam für Leib und Seele, für alles, was in diesen Zeiten wie gesundmachende Medizin wirkt, beruhigt und aufatmen lässt. Heilsames Öl heisst jetzt: Solidarität und tatkräftige Unterstützung, Zusammenhalt und gegenseitiges Ermutigen, Trost und Hoffnung.

Die Tücher sind zusätzlich durchwirkt mit Goldfäden. Dazwischen finden wir Blätter und Blüten, ebenfalls aus Gold. Sie sprechen von Aufbruch und Entfaltung, vom goldenen Faden, der zum Frieden und zu einer neuen Freiheit führt.

Es ist Fastenzeit. Da hinein fällt die große europäische „Zeitenwende" mit einem politischen Kurswechsel. Demokratische Kräfte schließen sich zusammen, um den Unterdrückten zur Seite zu stehen. Unser Weg auf Ostern zu wird begleitet von dieser Hoffnung, das vom Leben singt und den Tod besiegt. Das heisst auch, politisch Farbe zu bekennen und mithelfen, dass zerbrochene Füße wieder gehen können.

 

Gebet für den Frieden

Gott,

Du bist gerecht und barmherzig und sagst allen deinen Frieden zu, die nach ihm suchen.
Wir bitten Dich für die Menschen in der Ukraine und im Osten Europas:

Dein Geist der Geschwisterlichkeit durchdringe alle, die sich für Rechtstaatlichkeit und Demokratie einsetzen. Lass sie einander mit Respekt und Achtsamkeit begegnen.

Dein Geist der Hoffnung stärke alle, die unter Gewalt und Krieg, unter Angst und Verzweiflung leiden.

Dein Geist der Barmherzigkeit sei bei allen, die sich für Menschen in Not, für Flüchtende, Verletzte und Sterbende einsetzen. Er durchbreche die Grenzen der eigenen Bequemlichkeit hin zur mutigen Solidarität.

Dein Geist des Friedens erfülle alle Verantwortliche in Russland, in der Ukraine, im Osten Europas und auf der ganzen Welt. Er schärfe die Option für die Armen und lasse sie diplomatische Wege hin zu einem neuen Miteinanders finden.

(in Anlehnung an das Friedensgebet im Bistum Regensburg)

                                                                                                                                                      

zur Ausstellung des Hungertuches in der Galerie St. Klara:

Die Galerie St. Klara der KJF wird geöffnet sein am 18./19./20./24./25./26./27. März und am 1./2./3. April 2022. In Zusammenarbeit mit der Fachstelle Weltkirche im Bistum Regensburg, der Hauptabteilung Seelsorge im Bistum Regensburg, der KEB in der Stadt Regensburg e.V., den Kunstsammlungen des Bistums Regensburg und MISEREOR in Bayern wurde ein Begleitprogramm mit Führungen für Familien, Erwachsene und verschiedene Altersgruppen erstellt. Sie finden es demnächst auf dieser Homepage.

Georg Deisenrieder