„Ich kann doch meine Gemüsepflanzen nicht alleine lassen.“
Gärtnermeister Michael Feuerer vom Haus des Guten Hirten in Schwandorf hat sich nicht ins Bockshorn jagen lassen.
Das Haus des Guten Hirten der KJF Regensburg in Schwandorf ist ein Zentrum für Berufsvorbereitung und berufliche Ausbildung. An die 300 junge Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen oder einem schwierigen sozialen Hintergrund werden hier an einen Beruf herangeführt, der ihnen liegt. Doch wie geht das jetzt, wo nichts mehr in gewohnten Bahnen verläuft?
Am 18. März mussten alle, so gut es ging, in häusliche Quarantäne. Was bedeutet das jedoch für den Ausbildungsbereich wie den Zierpflanzenbau, in dem es im Frühling um das Setzen und Hegen der Pflanzen geht, die uns als Nahrungsmittel dienen? Gärtnermeister Michael Feuerer berichtet, was er sich hat einfallen lassen, um sowohl die Ausbildung seiner Lehrlinge nach der Quarantäne als auch Gemüse und Obst zu sichern.
„Als ich erfuhr, dass ich ‚meine‘ Pflanzen für mindestens vier Wochen alleine lassen soll, fehlten mir erst einmal die Worte. Ich war schockiert, sonst wäre ich wohl auch ein schlechter Gärtner. Ich musste mich zunächst einmal sammeln und mir klar werden, was das bedeutet. Mir wurde schnell klar, dass wir die kleinen Sämlinge, Stecklinge und Jungpflanzen nicht alleine lassen können, wenn wir im Sommer die Bevölkerung wie gewohnt versorgen wollen. In den Gewächshäusern ist jetzt die Haupt-Wachstumszeit. Unsere fünf Gewächshäuser sind alle voll. Beim Setzen der Pflanzen haben mir unbegleitete, geflüchtete junge Frauen, die hier bei uns leben, geholfen.
Es fällt viel an!
Die Frühlingsblüher müssen versorgt werden, damit wir sie verkaufen können, falls wir im Laufe des April wieder öffnen dürfen. Wöchentlich sind satzweise Salat, Gemüse, Kräuter und Blumen auszusäen, damit wir das ganze Jahr über frische und regionale Waren anbieten können. Das ist gerade jetzt extrem wichtig: Unsere Kunden kaufen frisch vom Feld und sind unabhängig von Lieferketten und anderen Ländern. Übers Wochenende – von Freitagmittag bis Montag morgen – wächst auf unseren drei Vermehrungstischen so viel neues Leben heran, dass wir jede Woche, immer im Zusammenspiel mit dem Wetter, weiterkultivieren müssen.
Pflanzen wollen immer versorgt sein.
Wenn die Pflanzen größer sind, müssen sie in Töpfe versetzt, in ein kälteres Gewächshaus zur Abhärtung oder weiter auseinandergestellt werden. Auf unserem Gemüsefeld sind die ersten Salate und Rettiche gepflanzt, Radieschen und Karotten gesät, Zwiebeln gesteckt.
Wir könnten nächste Woche schon verkaufen …
Wenn das Wetter mitspielt, könnten wir nächste Woche bereits das erste Gemüse verkaufen. Ich weiß allerdings gerade nicht, ob das durch die Schließung der Gärtnerei überhaupt möglich ist. Im Moment übernehme ich alle Kulturarbeiten, die sonst die Auszubildenden machen. Was in unseren grünen Berufen besonders ist: Ein Gärtner läuft im Jahreskreis mit. Das heißt, wir können nicht in vier Wochen wieder die Türen aufsperren und alles steht noch so da wie zuvor. Ich könnte meinen acht Auszubildenden die Ausbildung so nicht mehr anbieten, da ganze Pflanzensortimente fehlen würden ... Hoffen wir, dass alles gut ausgeht!"
Text: Michael Feuerer, Isolde Hilt